Das Glitzern lässt nach

Posted on Dezember 11th, 2013



Pfandleihhäuser in der Region macht gesunkener Goldpreis zu schaffen

Karlsruhe/Rastatt/Pforzheim. Für die Pfandleihhäuser in der Region hat die Weihnachtszeit schon begonnen. „Wir verzeichnen einen Zuwachs in diesen Tagen. Die Leute Informieren sich bereits bei uns“, sagt Dirk Walzenbach, Geschäftsführer des Pfandhauses Rastatt. In der Branche herrscht aber alles andere als Feierstimmung. Der stark gesunkene Goldpreis beeinflusst das Pfandkreditgewerbe erheblich. „Ich musste dieses Jahr zwei Leute entlassen“, klagt Jens Petschl, Inhaber von Pfandkredit Petschl in Pforzheim. Vor allem auf den Bestand wirke sich der gesunkene Goldpreis aus. „Das zuvor eingerechnete Volumen ist nun futsch“, ärgert sich Petschl. Die Privatkunden seien gut über den Goldpreis informiert und würden dementsprechend handeln. Eine Unze Feingold kostete Ende vergangenen Jahres noch mehr als 1.750 US Dollar. Doch von da an ging es mit dem Preis des Edelmetalls stetig bergab. Den Tiefpunkt 2013 erreichte der Goldpreis Ende Juni: Der Kurs sackte auf unter 1.200 US-Dollar ab. Ein Verlust von über 550 US-Dollar in etwas mehr als in einem halben Jahr. „Der Goldpreis ist sehr relevant für das Gewerbe, denn die Beleihungsfähigkeit hängt vom Preis ab“, erklärt Wolfgang Schedl, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZdP) in Stuttgart. Dem Verband gehören rund 170 Mitglieder an. Dies seien 60 bis 70 Prozent der gesamten Branche, sagt Schedl. Edelmetalle machen lauf ZdP mehr als die Hälfte des Pfandgeschäfts aus.
Im Pfandhaus Rastatt ist nach Angaben von Geschäftsführer Walzenbach der Schmuckankauf um 50 Prozent eingebrochen. „Wir haben leichte Gewinneinbußen durch den Rückgang des Goldpreises, dabei sind die Margen jetzt schon gering genug“, beschwert sich Walzenbach.“Die Pfandhäuser machen sich mit Ihren Angeboten gegenseitig kaputt.“
Mit 60 bis 80 Prozent des Wiederverkaufswertes werden Wertgegenstände nach Angaben des ZdP in deutschen Pfandhäusern im Durchschnitt beliehen. „Der Betreiber muss natürlich einen Abschlag verlangen, um das Risiko aufzufangen, wenn jemand seine Sachen anschließend nicht abholt“, erklärt ZdP-Geschäftsführer Schedl. Die Abholrate betrage aber seit Jahren konstant mehr als 90 Prozent.
Viele Pfandhäuser handhaben den Abschlag individuell. „Ich muss einschätzen, ob der Kunde den Gegenstand wieder abholt. Da muss ich mit viel Gefühl reagieren“, beschreibt Heinz Schmalzried, stellvertretender Geschäftsführer beim Pfandhaus-KA, nach seinen Angaben das größte zwischen Freiburg und Mannheim, die Festlegung des Abschlages. „Da gucke ich dann in die Kundenhistorie, um mich zu orientieren.“ Er kritisiert die Ahnungslosigkeit vieler Bürger, die sich in jahrelange Ratenkredite stürzen oder auf Angebote mit Null-Prozent-Finanzierung eingehen. „Diese Spirale gehört dazu. Ich hab’sogar schon erlebt, wie ein Paar sein Auto verpfändet hat, um mit dem Geld in den Urlaub zu fliegen“, erinnert sich Schmalzried.
Um auf dem Laufenden zu bleiben, informiert sich der stellvertretende Geschäftsführer des Karlsruher-Pfandhauses vor allem in der Zeitung. Das sei notwendig, denn die Gewinnspanne bei einem Gramm Feingold beträgt gerade mal zwei Euro“, klagt Schmalzried, der auch ein Pfandhaus in Baden-Baden betreibt, das wieder öffnen soll, sobald neue Mitarbeiter gefunden sind. Auf das laufende Jahr gesehen sei die abgegebene Menge an Edelmetallen um 15 bis 20 Prozent zurückgegangen.
Dass die Kunden in der Region künftig wieder mehr wertvollen Schmuck in dir Pfandhäuser bringen, bezweifelt der Pforzheimer Pfandleiher Petschl. „Die Leute kaufen keinen Goldschmuck mehr nach. Die Mode zeigt ja auch in eine ganz andere Richtung“, begründet er die Zurückhaltung. „Stattdessen wird jetzt sogar wieder die alte Bohrmaschine hervorgekramt.“